Friedensblog
Frieden als Haltung – Warum echtes Menschsein im Kleinen beginnt
Frieden.
Ein großes Wort – oft zu groß, um es im Alltag zu greifen.
Und doch beginnt er genau dort:
Nicht in Konferenzen. Nicht in politischen Reden.
Sondern in unserem Innersten.
In unseren Beziehungen. In unseren Entscheidungen.
Was wäre, wenn Frieden keine Vision, sondern eine tägliche Entscheidung ist?
Frieden beginnt nicht irgendwo. Er beginnt in uns.
Dort, wo wir aufhören, das Außen vom Innen zu trennen.
Wo wir aufhören, zu funktionieren – und anfangen, wirklich zu fühlen.
Frieden beginnt in der Art, wie wir zuhören.
Wie wir mit Spannung umgehen.
Wie wir sprechen, handeln, uns zeigen – auch in Unterschiedlichkeit.
Vielleicht ist es genau das, was heute so radikal wirkt:
Menschlich bleiben.
Auch wenn die Welt schreit.
Auch wenn Angst laut wird und Rückzug bequemer scheint.
Ist Frieden nur ein schönes Wort?
Kann Frieden überhaupt Bestand haben, wenn Bomben fallen, wenn Menschen fliehen, wenn Angst den Alltag durchdringt?
Oder ist genau dann der Moment gekommen, ihn nicht als Floskel, sondern als Haltung zu leben?
Nicht im Denken, das trennt.
Nicht in Worten, die spalten.
Nicht im Rückzug, der Gleichgültigkeit wird.
Sondern in Klarheit. Verbindung. Selbstführung.
Gerade dann, wenn es schwerfällt.
Wenn Krieg zum Frieden erklärt wird
Und doch frage ich mich:
Wo ist der Aufschrei?
Wenn Aufrüstung plötzlich Friedenspolitik ist.
Wenn Schulden als „Sondervermögen“ umetikettiert werden.
Wenn Kriegstüchtigkeit öffentlich als Ziel formuliert wird – als Beitrag zur Sicherheit.
Wenn Bargeld verdächtig wird – weil Kontrolle wichtiger scheint als Vertrauen.
Dann bin ich hellwach.
Dann frage ich:
Hat Krieg je wirklich den Menschen gedient – oder nur Macht und Märkten?
War Krieg je „die letzte Option“ – oder längst ein Geschäftsmodell?
Warum kostet er Menschen das Leben – und bringt anderen Gewinne?
Warum stillt er keine Not, sondern schafft neue?
Wenn das Narrativ vom Frieden zur Tarnung für Machtpolitik wird,
müssen wir innehalten. Fragen stellen. Widersprechen.
Denn echter Frieden ist unbequem.
Er verlangt mehr als Worte.
Er fordert uns – in Haltung, in Handlung, in Verantwortung.
Worte als Brücken – Räume für Begegnung
In meiner Praxis begleite ich Menschen in Umbruch- und Krisenzeiten:
Manche verlieren ihren Job, ihre Beziehung, ihre Stabilität.
Andere sorgen sich um Angehörige, die in Kriegsgebieten leben.
Wieder andere stehen im Schatten von Angst, Krankheit oder Kontrollverlust.
Diese Erfahrungen sind nicht abstrakt.
Sie sind real, fühlbar, existenziell.
In solchen Momenten fehlen oft die richtigen Worte –
und doch brauchen wir sie:
Als Brücken.
Als Möglichkeit, Verbindung zu schaffen.
Nicht als Lösung – sondern als Raum, in dem wir Mensch sein dürfen.
Und immer wieder sehe ich dabei auch:
Wie tief die Spuren reichen.
Wie unverarbeitete Traumata weiterwirken –
von Generation zu Generation.
Wie Krieg, Verlust, Flucht oder Gewalt nicht mit den Erlebenden enden,
sondern über Körper, Bindungsmuster, Gefühle weitergegeben werden.
Oft unbewusst.
Oft unbenannt.
Und doch gegenwärtig.
Diese kollektiven Wunden gehören zur Friedensarbeit ebenso dazu wie die persönlichen.
Denn wir tragen Geschichte in uns –
und wir entscheiden, ob wir sie weitergeben oder verwandeln.
Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikt
Frieden heißt nicht: kein Streit.
Frieden heißt: bewusster Umgang mit dem, was ist.
Konflikte anerkennen – als Teil des Menschseins.
Nicht Schuld suchen – sondern Bedürfnisse.
Nicht gewinnen wollen – sondern zuhören.
Friedensarbeit bedeutet:
Spannungen aushalten, ohne sie zu eskalieren.
Unterschiede würdigen, ohne Trennung zu erzeugen.
Räume gestalten, in denen Würde bleibt – auch wenn es unbequem wird.
Frieden – konkret, im Alltag
Frieden zeigt sich im Kleinen:
Wie wir sprechen.
Wie wir entscheiden.
Ob wir hetzen oder innehalten.
Ob wir Härte übernehmen – oder Mitgefühl bewahren.
Nicht als Flucht in eine spirituelle Nische,
sondern als gelebte Praxis mitten im Leben.
Gerade dort, wo es schwierig ist.
Ein neues Menschsein – als tägliche Übung
„Stell dir vor, es ist Krieg – und keiner geht hin.“
Ein Satz, der provoziert. Und zugleich eine Einladung.
Nicht naiv – sondern echt und wahrhaftig.
(Frei nach einem Gedanken aus Carl Sandburgs Gedicht „The People, Yes“, 1936 – später von der Friedensbewegung weltweit aufgegriffen und sinngemäß weitergetragen.)
Stellen wir uns das einmal vor –
dass wir nicht zur Waffe greifen –
nicht mit der Hand, nicht mit Worten, nicht in Gedanken.
Nicht, weil jemand es befiehlt,
sondern weil wir in uns etwas erkannt haben.
Stellen wir uns vor:
Dass wir uns nicht aufheizen lassen – nicht hetzen, nicht spalten.
Dass wir innehalten, wo andere zur Empörung drängen.
Dass wir uns weigern, Feindbilder zu übernehmen,
wenn wir längst spüren: Das bist auch du. Das bin auch ich.
Stellen wir uns das vor:
Ein Miteinander, das nicht von Angst genährt wird,
sondern von Bewusstsein.
Ein Nein zur Gewalt – nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke.
Ein Ja zum Leben – nicht als Phrase, sondern als Entscheidung.
Vielleicht ist genau das unsere eigentliche Aufgabe:
Nicht gegeneinander.
Sondern miteinander.
Trotz allem.
Gerade jetzt.
Frieden ist kein Ziel – sondern ein Weg
Ich nenne es Friedensarbeit.
Im Denken. Im Fühlen. Im Sprechen.
Nicht abstrakt – sondern konkret, erfahrbar, lernbar.
Und ja:
Das können wir üben. Jeden Tag aufs Neue.
In unseren Begegnungen.
Und in unseren Lehrgängen:
In der Aufstellungsarbeit.
In bewusster Kommunikation.
In innerer und äußerer Selbstführung.
Im echten Menschsein.
Selbst wenn Kriege Realität bleiben, darf Frieden unsere innere Antwort sein – nicht als Illusion, sondern als Entscheidung, die wir täglich treffen.
Mag die Welt Kriege führen – wir können lernen, Frieden zu sein.
In Lehrgängen am DAKOTA Institut schaffen wir Räume, in denen Frieden geübt wird –
nicht trotz der Welt, sondern in ihr.
Wenn du dabei sein möchtest oder mehr erfahren willst:
Hier findest du alle Informationen zu den aktuellen Lehrgängen.